FILM DES JAHRES

Fr, 13. Jan 2012


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FILM DES JAHRES

Freitag 13. Jänner 2012

OÖN FILM DES JAHRES

Bis zum Jahresende konnten OÖN-LeserInnen aus einer Auswahl von 40 der besten Filme des vergangen Jahres ihren Film des Jahres wählen.

Gewonnen hat das hochgelobte Regiedebut von Karl Markovics ATMEN.

Am 13. Jänner wird der Siegerfilm im Kino Freistadt präsentiert.

Atmen

AT, 2011, 90 min, OdF, R: Karl Markovics, K: Martin Gschlacht, D: Thomas Schubert, Karin Lischka, Gerhard Liebmann, Georg Friedrich, Stefan Matousch

Eindringliches Regiedebüt von Karl Markovics über einen 19-jährigen Freigänger auf der Suche nach familiärer Identität.

Die Drehbuchidee, die dem Film Atmen zu Grunde liegt, war für Karl Markovics das Bild einer alten Frau, bäuchlings im Nachthemd tot in ihrer Wohnung auf den Teppich hingestreckt. „Aus diesem ersten Bild“, sagt er, „entwickelte sich die Neugier, einen Film über Bestatter zu machen. Ich wollte eine sehr beiläufige, alltägliche Geschichte über Menschen erzählen, die als Dienstleister mit dem Tod umgehen müssen.“ In diese Idee mischte sich die Figur eines jungen Mannes ein. Markovics: „Er wollte in dieser Geschichte mitspielen.“ Und er war offenbar so stark, dass aus dem 19-jährigen Roman Kogler, Jugendstraftäter mit geringer Aussicht auf erfolgversprechende Resozialisierung, die Hauptperson wurde. Zunächst bringt Roman nur seinen Bewährungshelfer zur Weißglut: Er ist ein Verweigerer, schmeißt gleich alles hin, zieht sich ganz in sich zurück, scheint keine Interessen zu haben. Das augenscheinlich unattraktivste aller Jobangebote sucht er sich aus, um als Freigänger Lebenstauglichkeit zu beweisen – bei der städtischen Bestattung. Und so wird Roman zum stummen Beobachter im Umgang mit dem Tod. Er, der als straffällig gewordenes Heimkind und Gefängnisinsasse das Leben „draußen“ nicht kennt, lernt ausgerechnet dort frei zu atmen, wo andere endgültig damit aufgehört haben. Durch die anfänglichen Sticheleien der Kollegen schweigt er sich stur hindurch, langsam entwickelt Roman außerhalb des bewusstlosen Funktionierens in der Routine des Strafvollzugs Interesse am Leben, ja sogar Empathie. Karl Markovics, der sich einen Hang zum „selbstquälerischen Perfektionismus“ attestiert, hat die Seiten spät gewechselt, desto genauer war er sich seiner Absichten als Autor und Regisseur bewusst. So setzt er die verwendeten Metaphern (etwa die wiederkehrenden Schwimmbad-Szenen) äußerst kontrolliert, fast beiläufig ein. Er verzichtet nicht auf fein dosierten schwarzen Humor, wie das allgemein bekannte „Probeliegen“ in der Matratzen-Abteilung. Und er erlaubt sich – im österreichischen Kino durchaus keine Selbstverständlichkeit – ein Finale, das Hoffnung zulässt. Exzellent gelungen ist das Casting, das den Schauspiel-Debütanten Thomas Schubert in seiner Sprödigkeit und Glaubwürdigkeit als Praktikant im Job Leben einbettet in ein Profi-Ensemble, aus dem Georg Friedrich, im Allgemeinen bekannt für exzentrisches Auftreten, diesmal mit leisen Tönen heraussticht. Seine Vielseitigkeit beweist auch der dem Linzer Theaterpublikum bestens bekannte Stefan Matousch. Die sehr heikle Aufgabe der Bilder aus der Tabuzone des Todes löst Kameramann Martin Gschlacht souverän und mit einer Genauigkeit, die keinen makabren Hautgout hat.

“Karl Markovics feiert mit diesem kleinen, aber perfekt stilisierten Stück Sozialrealismus ein solides Debüt. … Dieser Film ist von lyrischer Schönheit. … Zuschauer, die sich auf dieses Abenteuer einlassen, werden reichlich belohnt.” – Variety

“Das ist die erste Regiearbeit des Schauspielers Karl Markovics, der hinter die Kamera gewechselt hat. Und das ist ihm gelungen. Großartig.” – France2.fr

„Ein Erfolg.“ – Liberation

„Der karge, meditative und unglaublich eloquente Erstlingsfilm des österreichischen Schauspielers und Neo-Regisseurs Karl Markovics zählt zu den vielversprechendsten Debüts in Cannes. … ATMEN ist ein nüchternes und fesselndes Drama, das durch seine intelligente Zurückhaltung, kontrollierte Bildästhetik und seinen sachlichen Zugang hervorsticht und von einer erfrischenden dramaturgischen Vollkommenheit ist. Dieser Film ist Karl Markovics’ gelungener Start ins Regiefach.“ – Hollywood Reporter

Cannes 2011: Label Europa Cinema
Sarajevo 2011: Bester Film